Der schnupfende Gnom aus Sachsen
Karikaturen von Matthias Ose zu Richard Wagner im Museum in Graupa
Von Thomas Morgenroth
„Gott sei Lob, ich bin wieder auf dem Lande, drei Stunden von Dresden in der reizendsten Gegend von der Sächsischen Schweiz, und fange wieder an, als Mensch und Künstler aufzuatmen.!“ Das schreibt Richard Wagner am 21. Mai 1846 in seinem Brief aus Großgraupe, wie Graupa bei Pirna damals hieß. Bilder sind nicht überliefert 158 Jahre später hat Matthias Ose die Idylle gezeichnet: er legt Wagner ins Gras, setzt Ihm einen Strohhut auf und lässt den Großnasigen auf einem Blumenstengel kauen. Im Hintergrund erheben sich majestätisch die Felsen des Elbsandsteingebirges.
Es ist ein schönes Aquarell, wohl komponiert und sorgfältig ausgeführt. Ose bezeichnet es als Karikatur. Als solche sind seine Bilder allerdings nicht immer gleich auszumachen. Der Künstler aus Bayreuth kommentiert Wagners Leben zurückhaltend, mit hintergründigem Humor. Schenkelklopfende, brüllende Lacher wird es vor seinen Zeichnungen, von seltenen Ausnahmen abgesehen, nicht geben.
Im Museum in Graupa, dort, wo Wagner im Sommer 1846 die Musik zu Lohengrin skizzierte, ist jetzt eine Auswahl von Oses Karikaturen zu betrachten. Sechs hat er extra für diesen Anlass gezeichnet: Wagner mit Schwan und Nachen im Liebethaler Grund, Wagner badend in der Elbe und Wagner an der Lochmühle, Bier trinkend mit Hund.
Ein Zitat von Thomas Mann gibt der Ausstellung in Graupa den Titel. Der Schriftsteller charakterisierte Wagner 1911 folgendermaßen:“…dieser schnupfende Gnom aus Sachsen mit dem Bombentalent und dem schäbigen Charakter…
Sächsische Zeitung,8.11.2004